New York City in den letzten Monaten der Präsidentschaft Barack Obamas. Während der Autor Toby Darling der Premiere seines Theaterstücks entgegenfiebert, verbringt sein Partner Eric Glass Zeit mit seinem Bekannten Walter. Die Gespräche mit dem 55-jährigen führen Eric in eine Vergangenheit, die er als schwuler Mann Anfang dreißig nur vom Hörensagen kennt: die verheerende Aidsepidemie, welche die LGBTQ-Community von Beginn der 1980er-Jahre an erschütterte. Dabei ist in Walters Erzählungen immer wieder von einem alten malerischen Landhaus die Rede. Welche Rolle dieser Ort für Walter und seinen Partner Henry Wilcox gespielt hat, kann Eric nicht ahnen. Im Herbst 2016 verfolgt Erics Freundeskreis fassungslos die Wahlniederlage Hillary Clintons gegen den Republikaner Donald Trump. Amerika wandelt sich. Plötzlich scheinen Freiheiten, für welche die vorangegangene Generation von Aktivist*innen gekämpft hat, nicht mehr selbstverständlich. Eric muss sich fragen, wer er ist und sein will.
Mit seinem mehrfach ausgezeichneten Theaterstück «Das Vermächtnis» gelingt dem US-Dramatiker Matthew Lopez ein Meisterwerk des Storytelling: ein Bühnenepos in zwei Teilen, Beziehungs- und Gesellschaftsdrama, überreich an Figuren, ein Sittenbild, so komisch wie tragisch. Er übernimmt darin Motive aus E. M. Forsters 1910 erschienenem Roman «Howards End», transferiert diese ins New York der 2010er-Jahre und erzählt temporeich die berührende Geschichte einer Wahlfamilie und schwulen Community, die vor der Frage steht, ob sie bereit ist, das Vermächtnis der jüngeren Geschichte anzunehmen. Lopez‘ Stück verneigt sich vor den Schicksalen der Vergangenheit und entwirft ein utopisches Bild gemeinsamer Verantwortung und gegenseitigen Respekts. Die Uraufführung in der Regie von Stephen Daldry fand 2018 im Young Vic Theatre in London statt, 2019 wanderte die Produktion ans Ethel Barrymore Theatre in New York. Philipp Stölzl inszenierte die deutschsprachige Erstaufführung (Übersetzung von Hannes Becker) 2022 am Residenz-Theater München. Die Produktion wurde 2023 zum Theatertreffen Berlin eingeladen.
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Weitere Inszenierungen folgten 2022 am Staatstheater Hannover und am Theater Münster.
Die englischsprachige Buchausgabe des Stücks erschienen bei Faber & Faber London/New York, 2020
Szenenfoto: Residenz-Theater München/ Foto: Sandra Then